(Blog) Anlässlich des Weltkrebstags am 4. Februar erscheint im „Soester Anzeiger“ eine Themenseite. Zu Wort kommen der integrative Onkologe Dr. med. Nils Thoennissen (Foto) – und der „Beherzte Patient“! Im folgenden dokumentieren wir die Inhalte der Themenseite: ein Plädoyer für integrative Medizin, drei Anti-Krebs-Tipps und drei komplementäre Therapien.
„Krebs ist eine riesige Herausforderung. Um ihr begegnen zu können, müssen wir radikal umdenken.“ Dr. med. Nils Thoennissen, an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster habilitierter Internist, Hämatologe und Onkologe, baut seit einem Jahr in Soest in Westfalen eine Klinik für integrative Onkologie und ganzheitliche Medizin auf. „Hinter Krebs verbirgt sich oft ein hochkomplexes Entstehungsmuster, entsprechend multimodal, also vielseitig, muss die Behandlung sein“, erklärt Thoennissen. Operationen, Chemo- und Strahlentherapie sind oft erfolgreich, aber gleichzeitig steigt die Zahl an Neuerkrankungen weltweit. „Wir müssen neu denken“, so der Chefarzt und Ärztliche Direktor der Klinik Kloster Paradiese anlässlich des Weltkrebstags am 4. Februar. Er setzt auf die integrative Onkologie, bei der er modernste Schulmedizin mit wirkungsvollen komplementären Methoden etwa aus der Naturheilkunde effektiv verbindet und nicht nur den Tumor, sondern auf köperlicher, geistiger und seelischer Ebene den ganzen Menschen behandelt.
Behandlungsoptionen erweitern
In Deutschland erkranken jährlich etwa 500.000 Menschen neu an Krebs, rund 220.000 sterben an den Krankheitsfolgen. Jeder zweite muss hierzulande damit rechnen, im Laufe seines Lebens einen bösartigen Tumor bekämpfen zu müssen. Bis 2025 könnten laut Weltgesundheitsorganisation weltweit bis zu zwanzig Millionen Menschen neu an Krebs erkranken. Und das trotz jüngster Forschungserfolge etwa in der molekularen Genetik oder der Immunologie. „Aber die Erfolge sind nicht so überzeugend wie von manchen erhofft und zudem kaum noch bezahlbar“, so Nils Thoennissen. Mehr als 120 Milliarden Euro kostet die Krebsbekämpfung in Europa. „Wir müssen unsere Behandlungsoptionen erweitern.“
Schul- und Komplementärmedizin verbinden
Die Krebszellen müssen bekämpft, aber gleichzeitig die gesunden Anteile des Patienten gestärkt werden. „Es gilt, neben der Anwendung der Schulmedizin nach nationalen und internationalen Standards mit einer tiefgehenden Entgiftung und der gezielten Stimulation des Immunsystems die Selbstheilungskräfte zu aktivieren.“ Hierbei spielen komplementäre, ergänzende Methoden wie zum Beispiel Misteltherapie, orthomolekulare Medizin oder Akupunktur, deren Wirkung bereits wissenschaftlich belegt ist, eine bedeutende Rolle: „Auch in der evidenzbasierten Medizin kann heute niemand mehr abstreiten, dass zahlreiche komplementäre Therapien eine symptommindernde oder, wie die Hyperthermie, die wir auch bei unseren Patienten anwenden, direkte antitumoröse Wirkung haben“, so Thoennissen, der seine Vision einer zukunftsweisenden ganzheitlichen Krebsbehandlung an der Klinik Kloster Paradiese in Soest verwirklicht.
Eigenverantwortung des Patienten stärken
Zudem nimmt der Arzt seine Patienten in die Verantwortung. Dass der Lebensstil gesundheitliche Auswirkungen hat, ist mittlerweile ebenfalls unbestritten. Rauchen, übermäßiger Alkoholgenuss, einseitige Ernährung, mangelnde Bewegung und Dauerstress tragen dazu bei, dass Menschen erkranken – auch an Krebs. Im Gegenzug ist inzwischen belegt, dass etwa eine vielseitige Ernährung, regelmäßige Entspannung und Bewegung der Gesundheit dienen. Thoennissen sieht es deshalb auch als seine Aufgabe an, seine Patienten davon zu überzeugen und anzuleiten, ihr Leben entsprechend zu verändern.
Alle Möglichkeiten nutzen
“Das Wundermittel gegen Krebs werden wir nicht finden“, sagt Dr. Nils Thoennissen. „Diese Krankheit ist hoch komplex, und wir müssen versuchen, dieser Komplexität gerecht zu werden. Das gelingt uns aber nur, wenn wir vorurteilslos und in professioneller Kooperation alle therapeutischen Möglichkeiten nutzen, die uns zur Verfügung stehen.“
Zusatz 12. November 2018: Die Klinik Kloster Paradiese gibt es nicht mehr. Dr. med. Nils Thoenissen hat sich inzwischen mit einer Privatpraxis in München niedergelassen: www.onkologie-am-lenbachplatz.de
Glücklich mit Krebs
„Krebs kann ein Motor für ein erfüllteres Leben sein.“ Das sagt Bettina Kübler, seit Ende letzten Jahres Patientin von Dr. Nils Thoennissen. Ihre Diagnose: Brustkrebs mit Metastasen in Eierstöcken und Bauchfell. „Ich glaube, ich gehöre zu den fittesten und glücklichsten Palliativpatienten der Welt“, sagt sie lachend. In ihrem Buch „Der beherzte Patient“ hat sie beschrieben, was ihr bei der Bewältigung ihrer Erkrankung geholfen hat. Hier ihre wichtigsten Tipps.
1. Seien Sie beherzt!
Im alten China wusste man: In der Krise liegt die Chance! Die Frage, die ich mir gestellt habe, lautete: Wozu ist mein Krebs gut? Und ich habe auf mein Herz gehört, mein Leben auf den Prüfstand gestellt, die Ärmel hochgekrempelt und vieles zum Besseren verändert, besonders in meiner Lebensführung. Habe mich geöffnet, Hilfe gesucht und gefunden. Vor allem habe ich die Rolle des Opfers abgelehnt, wollte selbst etwas für meine Gesundheit tun. Auch wenn wir krank sind: Wir sind und bleiben die Regisseure unseres Lebens!
2. Lassen Sie sich auch ganzheitlich behandeln!
Die komplementäre, also die Schulmedizin ergänzende Medizin bekämpft nicht nur den Krebs oder lindert Nebenwirkungen etwa einer Chemotherapie, sondern stärkt auch Immunsystem und Seele. Bei mir war das zum Beispiel eine fantastische Akupunkturärztin und fernöstlich ausgerichtete Psychotherapeutin. Optimal ist hier ein integrativer Onkologe, bei dem Sie schul- und komplementärmedizinisch betreut werden. Leider müssen gesetzlich versicherte Patienten wie ich komplementäre Behandlungen oft aus eigener Tasche bezahlen. Es kommt auf die Kasse an, erkundigen Sie sich!
3. Seien Sie Ihr eigener Arzt!
Ihre Praxis: die Küche. Seien Sie sparsam mit rotem Fleisch, Milch, weißem Industriezucker und Weißmehl. Schwelgen Sie in Gemüse und Obst, trinken Sie viel stilles, klares Wasser, das entgiftet. Machen Sie sich schlau über Nahrungsmittel, die dem Krebs besonders entgegenwirken: Brokkoli, Leinöl mit Magerquark, Himbeeren und Ingwer zum Beispiel. Und: Bewegen Sie sich möglichst viel an der frischen Luft, denn Krebszellen hassen Sauerstoff. Unvermeidlichem Stress begegnen Sie mit einer Entspannungstechnik wie Qigong (habe ich gelernt), Yoga oder Autogenem Training – das gibt’s in fast jedem Verein und wird auch von gesetzlichen Kassen übernommen. All diese Maßnahmen eignen sich übrigens auch hervorragend zur Krebsprävention!
Zum Weiterlesen:
• Bettina Kübler: Der beherzte Patient. Vom gesunden Umgang mit Krankheit. Norderstedt 2015, 4,99 Euro. Im Netz: www.der-beherzte-patient.de
• Kris Carr: Wilde, schöne Krebskriegerin. Mein verrücktes Leben mit dem Krebs. Bielefeld 2014, 19,95 Euro.
• Richard Béliveau und Denis Gingras: Krebszellen mögen keine Himbeeren – Das Kochbuch: Schmackhafte Rezepte fürs Immunsystem. Kösel Verlag 2008, 20,50 Euro.
Den Körper stärken
Dank intensiver Forschung hält die Schulmedizin hoch wirksame Therapien gegen Krebs bereit. Daneben gibt es ergänzende Verfahren aus der Naturheilkunde bzw. der ganzheitlichen Medizin, die die herkömmliche Behandlung mit Operation, Chemotherapie und Bestrahlung besser verträglich machen oder sogar verstärken können. Zum Teil haben diese Methoden aber auch ganz eigene Wirkmechanismen, die den Heilungsprozess direkt oder indirekt befördern können. Wir stellen hier drei sehr unterschiedliche Verfahren vor:
1. Hyperthermie
Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet „heiß“ oder „Fieber“. Hyperthermie ist eine Methode, mit der man einen Tumor mittels elektromagnetischer Wellen auf über 40 Grad Celsius erwärmt. Damit verfolgt man gleich mehrere Ziele: die Sensibilisierung von Tumorzellen für eine Chemo- oder Strahlentherapie, eine Stimulierung des Immunsystems und im besten Falle das Absterben der besonders hitzeempfindlichen Tumorzellen. Dieses Verfahren wird in Deutschland in Kombination mit Chemo- oder Strahlentherapie in einigen wenigen spezialisierten Kliniken, darunter auch Unikliniken, angeboten.
2. Misteltherapie
Der Mistel wird schon seit dem Mittelalter eine Heilwirkung zugeschrieben. Für die Krebsbehandlung wurde die Mistel von dem Begründer der Anthroposophie Rudolf Steiner entdeckt. Sie wird hier aber nicht als Einzeltherapie eingesetzt, sondern immer als Teil eines auf den Patienten zugeschnittenen Gesamtbehandlungskonzepts. Heute wird die Misteltherapie wird vor allem in Deutschland, der Schweiz und Österreich angewandt. Wässrige Extrakte der Mistelpflanze werden in der Regel in oder unter die Haut gespritzt. Seriöse Studien belegen einen Beitrag zur besseren Verträglichkeit einer Chemotherapie. Inwieweit die Mistel auch antitumorös wirkt, ist umstritten. Sie wird auch von einigen erfahrenen Medizinern als aktive Fiebertherapie eingesetzt.
3. Akupunktur
Das Ziel aller therapeutischen Maßnahmen in der Chinesischen Medizin, also auch der Akupunktur, ist es, gestörte Energien zu normalisieren: Die auf den Energieleitbahnen (Meridianen) liegenden Akupunkturpunkte werden mittels feinster Nadeln angeregt, der aus dem Takt geratene Energiestrom wird reguliert. Wissenschaftlich nachgewiesen ist im Zusammenhang mit Krebs die Linderung von Übelkeit, wie sie häufig als Nebenwirkung einer Chemotherapie auftritt. Krebs als Diagnose existiert nicht. Interessant ist weniger der Tumor als Schmerzen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen oder körperliche Funktionsstörungen des Patienten und ihre Beseitigung. Das wiederum kräftigt den Körper für den Kampf gegen den Krebs.
Zum Weiterlesen:
• Prof. Dr. med. Gustav Dobos, Dr. med. Sherko Kümmel: Gemeinsam gegen Krebs – Naturheilkunde und Onkologie – Zwei Ärzte für eine menschliche Medizin. München 2011, 24,95 Euro.
• Prof. Dr. med. Josef Beuth: Gut durch die Krebstherapie – Von Abwehrschwäche bis Zahnfleischbluten. Wie Sie Nebenwirkungen und Beschwerden lindern. Stuttgart 2011, 24, 99 Euro.
• Ders. (Hg.): Krebs ganzheitlich behandeln: Komplementäre Methoden – vom Experten bewertet. Stuttgart 2014, 24,99 Euro.
• Biologische Krebsabwehr e. V., Heidelberg ( www.biokrebs.de)