Der beherzte Patient

Vom gesunden Umgang mit Krankheit

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Überlebensgeschichten, Quantenphysik und Philosophie

Bei vielen Brustkrebspatientinnen wird die Krankheit sehr früh entdeckt. Wir wissen alle – hier sind die Heilungschancen sehr, sehr gut. Aber es gibt eben auch andere – die „Spätentdeckten“ und/oder „Metastasierten“ – wie ich eine bin. Und ich brauche Überlebensgeschichten eben von solchen Menschen.

Die eine erzählte mir eine Bekannte aus einem meiner Qigong-Kurse. Sie hat drei Kusinen – und alle hatten Brustkrebs. Entsetzt starrte ich sie an – aber sie lachte: „Keine Sorge, alle leben noch.“ Die beste Geschichte sei die ihrer ältesten Kusine. Mit Anfang dreißig verlor sie ihre erste Brust, 15 Jahre später die zweite. Nochmal zwei Jahrzehnte darauf dann eine riesige Lungenmetastase. „Das schafft sie nicht“, sagten die Ärzte und operierten ihr schier einen kompletten Lungenflügel weg. „Diesmal hat sie keine Chance“, sagte ihre Tochter. Die Totgeglaubte hat vor drei Jahren ihren 90. Geburtstag gefeiert.

Ein Jugendlicher, 14 Jahre alt. Krebs im Endstadium. Seine verbleibende Lebenszeit bezifferten die Ärzte mit drei Monaten, wollten ihn nicht mehr behandeln. Seine Familie fand noch einen Professor an der Uniklinik Heidelberg, der es zumindest versuchen wollte: Operation, Chemotherapie, Bestrahlung. Der junge Mann wusste, dass er mitentscheidet, ob er lebt oder nicht, machte Psycho- und Körpertherapien, trieb viel Sport, ernährte sich gesund, arbeitete an seiner positiven Lebenseinstellung. Heute ist er ein gut aussehender und erfolgreicher Unternehmensberater. Und hat soeben seinen 50. Geburtstag gefeiert.

Schade, Ärzte haben mir solche Geschichten – mit einer Ausnahme – nicht erzählt. Meine Freunde sind ausgeschwärmt und haben Überlebensgeschichten für mich gesammelt. Es waren erstaunlich viele, die zusammengekommen sind – mehr, als man denkt.

Das zeigt das Buch „Radical Remission“ der jungen amerikanischen Wissenschaftlerin, Dr. Kelly Turner. Leider ist es meines Wissens nur auf Englisch erschienen. Turner hat mehr als tausend Fälle von „Spontanheilungen“ studiert, die sie nun „Radikale Heilungen“ nennt. Es gibt spontane „Über-Nacht-Heilungen“, aber die meisten Patienten, die, wie man so schön sagt, „austherapiert“ sind und dennoch lange überleben, arbeiten an ihrer Gesundung, und zwar wochen-, monate- oder jahrelang. Ach, das sind doch nur Ausnahmen, heißt es oft. Aber Turner sagt, dass auf einen in einer medizinischen Fachzeitschrift veröffentlichen „Fall“ hundert unveröffentlichte kommen. Das heißt, Heilung bei „aussichtslosen Fällen“ kommt häufiger vor, als man meint. Und sie hat diese Menschen gefragt, was sie für ihre Heilung getan haben. Und der Bogen reicht von einer veränderten Ernährung bis hin zu einer veränderten Ehe. Lesenswert!

Erstaunliche Heilungen und Heilungswege hat auch ein Wissenschaftsjournalist vom Hessischen Rundfunk binnen zwei Jahrzehnten Recherche zusammengetragen:

Joachim Faulstich: Das heilende Bewusstsein – Wunder und Hoffnung an den Grenzen der Medizin.

Ders., Das Geheimnis der Heilung – Wie altes Wissen die Medizin verändert.

Sehr spannend auch seine Filme zum Thema. Mehr Infos dazu unter www.das-heilende-bewusstsein.de und www.das-geheimnis-der-heilung.de.

Gefesselt hat mich in diesem Zusammenhang auch

Clemens Kuby: Unterwegs in die nächste Dimension.

Unerwartet von einer Querschnittslähmung genesen, begab sich der mehrfach ausgezeichnete ARD-Dokumentarfilmer auf Weltreise und suchte die unterschiedlichsten Heiler auf. Seine These: Egal, wer sie wie anregt – entscheidend sind die Selbstheilungskräfte. Vielleicht muss die Schulmedizin den Körper erst einmal in die Lage versetzen, sich schließlich und endlich selbst zu heilen, vielleicht muss ein Schamane trommeln oder ein philippinischer Heiler zum Schein operieren. Entscheidend sei, dass der innere Schalter auf „Heilung“ gestellt wird. Unter meinen Bekannten wird das Buch kontrovers diskutiert, mir und meiner an Multipler Sklerose erkrankten Freundin, die es mir schenkte, hat es extrem Mut gemacht.

Die eindrucksvollste Überlebensgeschichte ist für mich die des in meiner Einleitung bereits erwähnten Wiener Psychiaters Viktor E. Frankl. Nein, er hatte keinen Krebs – aber als Jude die Konzentrationslager Auschwitz und Dachau überlebt. In seinem Buch „Und trotzdem Ja zum Leben sagen“ schreibt er, wie die Gabe, einer noch so aussichtslosen Situation einen Sinn zu geben, schier übermenschliche Kräfte freisetzt. Eines der eindrucksvollsten Bücher, die ich je gelesen habe.

Das Beste zum Schluss, ganz besonders für jüngere Patientinnen: die im ersten Kapitel bereits erwähnte Kris Carr. Bei ihr, einer jungen, erfolgreichen US-Amerikanerin, wurde eine sehr seltene, schulmedizinisch kaum behandelbare Krebsart festgestellt. Das war vor zwölf Jahren. Kris Carr ist bildschön, glücklich und körperlich fit. Sie „lebt und gedeiht“ – mit Krebs. In ihren fantastischen Büchern teilt sie ihre Erfahrungen und gibt viele, viele hilfreiche Tipps. Toll zu lesen, stellenweise herrlich (selbst-)ironisch, wissend, witzig und wahnsinnig lehrreich. Frau mit Krebs muss sich nicht gramgebeugt durchs Leben schleppen. Es geht auch anders, „crazy, sexy cancer babes“!

Ihr neuestes Buch (in dem sie auch vieles von dem zusammenfasst, was sie bereits geschrieben hat):

Wilde, schöne Krebskriegerin: Mein verrücktes Leben mit dem Krebs.

Googlen Sie nach ihr, schauen Sie sich zum Beispiel auf Youtube ihre tollen Interviews mit interessanten Ärztinnen und Therapeuten an, stöbern sie auf ihrer Website herum, abonnieren Sie ihren Newsletter oder folgen sie ihr auf Twitter. Während ihre Bücher auf Deutsch übersetzt sind, sind ihre Texte in den Sozialen Netzwerken nur in Englisch zu haben. Wenn Sie kein Englisch sprechen, laden Sie eine Freundin, die es kann, zum Kaffee ein und lassen Sie sich das eine oder andere übersetzen. Ich finde: Es lohnt sich!

Hier gleich noch ein Tipp von Kris Carr: eine tolle DVD, leider auch nur in Englisch: “Breast Cancer: The Path of Wellness & Healing” bildet die schwierigen Erfahrungen von der Diagnose über die Behandlung bis zur Genesung ab. Mit der Verbindung der Medizin des Ostens und des Westens zeigt der Film anhand beeindruckender Beispiele, was wir mit integrativer bzw. ganzheitlicher Medizin erreichen können.

Mutmachendes gibt es auch auf dem Gebiet der Naturwissenschaften – immer dann, wenn sie das, was wir denken und fühlen, auf eine naturwissenschaftliche Basis stellen. Kopf und Körper, Seele und Materie – zwei Seiten der gleichen Medaille. Das sagt zum Beispiel

Bruce Lipton: Intelligente Zellen: Wie Erfahrungen unsere Gene steuern.

Der Biochemiker erläutert, dass unser Denken und Fühlen manifeste Auswirkungen auf unseren Körper hat, bis in die kleinsten Zellen hinein (Sie erinnern sich an die sportlichen Trainingserfolge über mentales Training im ersten Kapitel). Mein Mann, studierter Biochemiker und Professor für Biophysik, findet Liptons Thesen sehr nachvollziehbar und plausibel. Bewiesen sind sie (noch) nicht oder für manchen Naturwissenschaftler noch nicht hinreichend – das Gegenteil aber auch nicht. Mir hat das Buch unglaublich Mut gemacht und die Kraft gegeben, weiterhin an meinem (positiven) Denken und Fühlen zu arbeiten.

Darauf, dass unsere Art, die Welt zu sehen, zellverändernd wirken kann, weisen auch Erkenntnisse aus der Quantenphysik hin. Ulrich Warnke, bis zu seiner Pensionierung Physiker an der Universität des Saarlandes, hat dazu interessante Bücher geschrieben, zum Beispiel

Die geheime Macht der Psyche: Quantenphilosophie – Die Renaissance der Urmedizin.

Eine Verbindung zu fernöstlichen Philosophien wie Daoismus, Buddhismus oder die alten Yoga-Philosophien (ja, Yoga ist nicht nur eine heilsame Gymnastik!) schlägt der Klassiker aus den 70ern:

Frank Capra: Das Tao der Physik. Die Konvergenz von westlicher Wissenschaft und östlicher Philosophie.

Hier werden jahrtausendealte, fernöstliche Einsichten mit den Gesetzen der Quantenphysik erklärt. Faszinierend!

Und damit wären wir von praktischen Lebenserfahrungen über die Naturwissenschaften bei der Philosophie und der Religion angelangt. Ich bin Christin und als solche erzogen. Ich glaube an Gott und fühlte mich in der Kirche zuhause. Bis ich krank wurde.

Das, was ich nun schreibe, lässt sich diskutieren. Es ist auch nur meine persönliche Ansicht. Aber ich habe in den fernöstlichen Philosophien viel mehr Trost und Kraft gefunden als in meiner christlichen Religion. Während mir meine Kirche eher vermittelt, dass Gott hier und ich da, Gott oben und ich unten, wir aber in jedem Falle irgendwie getrennt sind, lerne ich aus den fernöstlichen Philosophien, dass es hier keine Trennung gibt. Ich bin ein göttliches Wesen und damit ungleich stärker als das sündige schwache Menschlein, das meine Kirche in mir sieht. Und ich kann die Welt – und mich – verändern. Und heilen – oder zumindest zu meiner Heilung wesentlich beitragen.

Der Autor, der mir das zunächst vermittelt hat, ist der indischstämmige US-Amerikaner Deepak Chopra. Googeln Sie den Internisten, Ayurveda-Arzt und Meditationslehrer – er hat mehr als sechzig Bücher veröffentlicht und ist New-York-Times-Bestseller-Autor. Er leitet ein Institut und Sanatorium und ist in den Medien, vor allem den sozialen Netzwerken, unglaublich aktiv. Von Vorträgen über Seminare, Webinare und Kuren bis hin zu (kostenlosen) „21-Day-Meditation-Challenges“ im Internet bietet er Tausende interessante Dinge an.

Sein Credo: Unser Lebensstil (Ayurveda ist ein Lebensstil) und unser Denken beeinflussen maßgeblich unser Leben – und damit auch unsere Gesundung! Vor allem die Meditation propagiert er als DEN Weg zu mehr Glück und Gesundheit. Er arbeitet mit herausragenden Wissenschaftlern und Ärzten zusammen und führt derzeit, unter anderem in Zusammenarbeit mit der renommierten Harvard-Universität, eine Studie zu ganzheitlicher Medizin durch. Erste Ergebnisse besagen, dass sich eine Kombination aus Ernährungs-, Entspannungs- und Bewegungstherapien sogar auf unsere Gene auswirkt (dieser junge Forschungszweig heißt „Epigenetik“)! Chopra bietet tatsächlich unendlich viele Ressourcen: Schauen Sie ihn sich im Internet an, auf Facebook oder Twitter (auf Englisch). Ich habe mit seinem Buch „Heilung“ begonnen und bin ein großer Fan geworden. Von diesem Mann bin ich schlichtweg zutiefst beeindruckt. Mehr: www.chopra.com.

Last, but not least, meine persönliche Bibel: „Illusionen“ von Richard Bach, bekannter als Autor der „Möwe Jonathan“. Eine Jesusfigur in Person eines Piloten zeigt einem Schüler, welche Kräfte und Möglichkeiten in ihm stecken – hier findet sich viel aus den fernöstlichen Philosophien wieder, sehr spannend und anschaulich geschrieben. In meinen Augen das größte Mutmachbuch, das es auf Erden gibt!

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