(Blog) Ein überzeugender Arzt, ein überzeugter Patient – nach Auffasung von Dr. med. Michael Hammes, Neurologe, Arzt für Chinesische Medizin und Schmerztherapeut in Bad Homburg v. d. H., ist das die beste Grundlage für eine erfolgreiche Behandlung. Er wünscht sich im Interview mit Bettina Kübler aktive Patienten, die mit ihm auf dem Weg zur Gesundung gemeinsam ein Team bilden …
Bettina Kübler: Wie reagieren Sie, wenn ein Patient – sagen wir, mit Schmerzen – zu Ihnen kommt und sich nur schnell ein Rezept für ein wirksames Medikament abholen will?
Dr. Michael Hammes: Wenn das so einfach wäre … Manche Beschwerden sind einfacher Natur, dann helfen auch einfache Ansätze. Andere, schwerere Leiden, dazu gehört auch chronischer Schmerz, bedürfen einer komplexeren Herangehensweise.
Wie sieht diese Herangehensweise aus?
Ich muss die Krankheitsgeschichte erfahren: Seit wann hat der Patient den Schmerz, wie äußert er sich, was verschlimmert, was verbessert ihn. Ich muss den Patienten körperlich untersuchen und befrage ihn sicher auch nach seinen Lebensumständen: Steht er unter Stress? Hat er seelische oder weitere körperliche Probleme?
Wie sehen Sie die Rolle des Patienten?
Das kommt zunächst auf seinen Zustand an. Ist der Schmerz akut sehr quälend, muss ich ihn erst einmal entschärfen, damit der Patient Hoffnung schöpft, Energie tankt und zur Mitarbeit überhaupt in der Lage ist. Denn nach meiner Erfahrung ist die erfolgreichste Herangehensweise die Teamarbeit. Ich freue mich immer, wenn mich ein Patient fragt, was er selbst tun kann. Aber bis dahin ist es oft ein langer Weg – wenn es überhaupt dazu kommt …
Gibt es denn bestimmte Patiententypen?
Ja, die gibt es. Der eine denkt, „Mir kann keiner mehr helfen“. Der andere ist davon überzeugt, dass nur der beste Arzt etwas ausrichten kann. Schließlich gibt es den aktiven Patienten, der selbst Einfluss auf seine Gesundung nehmen möchte.
Wie können Sie einen Patienten davon überzeugen, dass seine Mitarbeit wichtig ist?
Ich muss ihm klarmachen, dass eine medizinische Behandlung nicht nur ein bloßer Reparaturvorgang ist. Wenn ein Patient nicht bei Bewusstsein ist, ist es klar, dass ich als Arzt alleine handele. Aber sobald er in der Lage ist, mit mir zu kommunizieren, bin ich verpflichtet, ihn bestmöglich zu informieren und schließlich mit ihm im Konsens eine Behandlung zu verabreden.
Aber damit ist ja nicht Schluss …
Nein, dann geht es weiter: Setzt der Patient das Vorhaben um, nimmt er etwa regelmäßig seine Tabletten, bewegt sich, stellt seine Ernährung um, erlernt eine Entspannungstechnik und so weiter. Ob und wie lange er das tut, hängt davon ab, wie überzeugt er davon ist, dass ihm das hilft, und zwar nachhaltig. Diese Überzeugungsarbeit, diese Motivation muss ich als Arzt leisten. Das ist beim einen Patienten einfacher, beim anderen schwieriger. Das liegt natürlich auch an der jeweiligen Vorgeschichte. Schade ist nur, dass die Kassen gerade diese ärztliche Leistung nicht oder kaum honorieren. Nach meiner Erfahrung ist gerade der Dialog zwischen Arzt und Patient, das Erarbeiten eines gemeinsamen Vorgehens, das gemeinsame Durchlaufen eines Gesundungsprozesses das Herzstück der ärztlichen Behandlung.
Mehr über Dr. med. Michael Hammes unter www.hammes-akupunktur-neurologie.de