Der beherzte Patient

Vom gesunden Umgang mit Krankheit

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Wenn die Seele ruft

(Blog) Ayurveda ist ein 5000 Jahre altes indisches Heilsystem, Grundlage auch für die chinesische und die tibetische Medizin. Ich selbst habe gute Erfahrungen mit einer Kur im „AUM-Zentrum für Ayurveda und Naturheilverfahren“ in Pfedelbach bei Heilbronn gemacht. Für den „Beherzten Patienten“ habe ich mit dessen Leiter Reinhard Ravidas Korn (Foto) gesprochen.

Ayurveda, da denkt man an schöne Massagen, wohlduftende Öle, gesundes Essen. Aber es ist mehr als das …

Viel mehr, es ist das „Wissen vom Leben“, das ist die Wortbedeutung von Ayurveda. Es ist eine umfassende und hoch komplexe Welt- und Lebensanschauung, auf jeden Fall ganzheitlich, das heißt, materielle, geistige und seelische Aspekte sind miteinander verbunden. Die Welt besteht aus fünf Elementen: Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum, gesteuert wird sie von den drei geistig-seelischen Kräften Tamas, das verleiht Masse, Rajas, verleiht Energie, und Sattva, das verleiht Weisheit und Klarheit. Durchdrungen ist alles von den drei Energien Vata, Pitta und Kapha, den sogenannten Doshas, die auch die Konstitution des Menschen bestimmen. Wichtig ist dabei, dass alles Materielle von Bewusstsein durchdrungen ist, selbst ein Stein. Ein Stein besteht zu einem Prozent aus Bewusstsein und zu 99 Prozent aus Materie. Beim Menschen ist es eher umgekehrt … Der Sinn des Lebens besteht nun darin, sich weiterzuentwickeln, mehr Bewusstsein zu erlangen. Der Stein will zum Apfel werden, der Mensch zum Erleuchteten.

Und wie erlange ich mehr Bewusstsein?

Bewusstsein ist das, was das Leben ausmacht. Es ist eine Schwingung – ein erleuchteter Mensch hat eine hohe Schwingung, ein Stein eine niedrige. Aber alles ist in Bewegung und bewegt sich auf eine höhere Schwingung, einen höheren Bewusstseinszustand zu. Wir Menschen sind da allerdings ziemlich behäbig: Wenn wir achtzig Jahre leben, leben wir vielleicht zwei Jahre bewusst. Dabei sind wir die Krönung der Schöpfung. Bewusstsein braucht Materie, um sich weiterentwickeln zu können, um Dinge er-leben zu können und daran zu wachsen. Wie ich das anfange? Ich lebe achtsam, achte auf meine Lebensführung, die bei den Ayurveden eine ganz große Rolle spielt. Und wir müssen versuchen, im Hier und Jetzt zu leben, weder in der Vergangenheit – die ist vorbei, noch in der Zukunft – die hat noch nicht angefangen. Die Bewegung hin zu mehr Bewusstein und damit zu mehr Glück geschieht im Augenblick.

Das erzählt man ja gerne chronisch kranken Menschen, damit wir besser mit unseren Zukunftsängsten umgehen können – aber offensichtlich gilt das für uns alle … Wie entsteht Krankheit überhaupt aus Ihrer Sicht?

Krankheit entsteht, wenn etwas im Leben aus dem Gleichgewicht gerät. Der Gesundheitsbegriff im Ayurveda ist sehr komplex. In dieser Lebensanschauung sind viele Kräfte am Werk, und alle müssen in einer guten Balance sein, das Verdauungsfeuer muss gut brennen … Gesund bin ich, wenn ich zufrieden und glücklich bin. Es reicht nicht, dass ich nicht krank bin.

Was braucht es denn, um gesund, also zufrieden und glücklich werden zu können?

Krankheit ist in unserer Sicht ein Lehrstück. Sie zeigt mir an, dass etwas in meinem Leben nicht stimmt, dass ich etwas ändern sollte, um kompletter und damit auch glücklicher zu werden. Die alten Inder sagen, Krankheit ist ein Ruf der Seele, die sich anders nicht Gehör verschaffen konnte. Wir müssen also auf unsere Seele hören, und die Meditation, die auch zu Ayurveda gehört, ist hier eine gute Hilfe.

Aber es gibt ja auch handfeste Behandlungsmöglichkeiten …

Natürlich, wir haben ein ganzheitliches Konzept, das körperliche, geistige und seelische Aspekte umfasst. Das fängt mit der Ernährung an: Bei uns ist die Küche die reinste Apotheke! Die Räume, in denen wir leben, sind wichtig: Tun sie uns energetisch gut, oder sollten wir sie vielleicht umräumen? Vastu gibt hier wichtige Hinweise, das ist sozusagen das indische Feng Shui. Das soziale Umfeld spielt eine große Rolle: Tun mir die Menschen gut, mit denen ich mich umgebe? Habe ich Talente, die ich noch mehr für die Gemeinschaft einsetzen könnte? Die Königsbehandlung im Ayurveda ist die Panchakarma-Kur, eine Entgiftung, die den Körper in kurzer Zeit in Balance bringt und ihn damit besser in die Lage versetzen kann, einer Krankheit entgegenzuwirken.

Sorgfältig kochen, Wohnung umräumen, soziales Engagement zeigen – der Patient hat bei Ihnen ja ziemlich viel zu tun …

Ja, der Patient spielt eine zentrale Rolle. Nicht das Krankheitsbild zählt, sondern das Individuum. Im Ayurveda gibt es keine 0815-Therapie. Der „Patient“ heißt ja auch der „Geduldige“ – gerade schwerere Krankheiten haben oft tiefliegende Ursachen, und die sind nicht von heute auf morgen beseitigt. Vor allem gibt es niemanden, der sie einfach so beseitigt, auch nicht der beste Arzt. Er kann helfen, aber … Sehen Sie, wenn Sie in ein Taxi steigen, dann kann das Auto prima sein und der Taxifahrer richtig gut – aber die Richtung geben Sie vor! Der Patient gibt vor, wo er hin will, und kann sich dann die entsprechende Unterstützung suchen. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, von der ihn niemand entbinden kann.

Dann brechen wir doch diese anspruchsvolle Aufgabe mal in drei Tipps für den Alltag runter!

Heißes Wasser trinken, das Wasser zehn Minuten gekocht – jede Stunde drei Schlucke. Das vertreibt die wasserlöslichen Schlacken im Körper. Mit Butterschmalz, dem sogenannten Ghee, kochen – das vertreibt die fettlöslichen Schlacken. Und überhaupt: selbst kochen. Drei Kartoffeln, selbst gekocht, haben mehr Heilkraft als ein Drei-Gänge-Menü im Gourmet-Restaurant!

Reinhard Ravidas Korn ist Diplom-Psychologe, Psychotherapeut und Heilpraktiker. Er ist Schüler von Dr. Shri Balaji Tambe, dem Leiter eines der größten Ayurvedazentren Indiens und Schirmherr des AUM-Kurzentrums. Außerdem engagiert sich Reinhard Korn als Vizepräsident in der European Ayurveda Association. Mehr zum „AUM-Kurzentrum“ in Pfedelbach, dessen Leiter er ist, finden Sie hier.

Infos zu Ayurveda im Internet:

www.ayurveda-portal.de

Buchtipp:

Dr. med. Ernst Schrott:

Ayurveda für jeden Tag

Meine Erfahrung im AUM-Kurzentrum lesen Sie hier.

 

 

 

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