Geist und Seele brauchen Zuwendung
Was hätte ich in meinen Krisenzeiten ohne meine Familie und Freunde getan? Ich weiß es nicht. Tatsache ist, dass die Beziehung zu meinem Mann durch die Krankheit sehr viel inniger geworden ist – so innig, dass wir nach der ersten Behandlung kirchlich und im Rahmen eines großen Festes unser Eheversprechen bekräftigt haben. Wir haben uns dazu entschieden, als ich nach einer beidseitigen Brustamputation glatzköpfig vor ihm stand. Ich bin und bleibe seine große Liebe, allen Widrigkeiten zum Trotz.
Engel auf Erden: Familie und Freunde
Ich weiß, dass nicht alle Männer so reagieren. Wenn ein Ehemann oder Freund plötzlich seine Frau oder Freundin ablehnt, weil ihr etwa eine oder gar zwei Brüste fehlen – dann ist er ganz offensichtlich nicht der richtige Partner. War es vielleicht auch nie.
Manche Frauen sind alleinstehend und denken, sie seien tatsächlich allein. Aber sie sind es nicht, nie! Ich habe in der Chemotherapie eine Frau getroffen, deren Mann selbst krank war und keine Kraft hatte, sich um sie zu kümmern. „Ich habe überhaupt niemanden“, klagte sie. Kurze Zeit später (!) betrat eine sympathisch aussehende Frau die Chemoambulanz und setzte sich zu ihr – eine liebe Kollegin war gekommen, um sie zu unterstützen. Es ist wie ein Wunder: Wenn wir wirklich Hilfe brauchen und uns dafür öffnen, kommt sie – vielleicht nicht so, wie wir es erwarten, aber sie kommt. Davon bin ich felsenfest überzeugt.
Nehmen ist Geben!
Wir müssen uns aber auch helfen lassen. Gerade wir Frauen geben ja immer gerne. Manche von uns müssen lernen, auch zu nehmen. Wann, wenn nicht dann, wenn wir zu Brustkrebspatientinnen werden?
Ich wusste manchmal gar nicht, wie mir geschah – aber ich konnte gar nicht anders als nehmen. Meine Freunde – was für eine Unterstützung! Das war das größte Glück meiner Krebserkrankung: zu sehen, welchen Freundes-Schatz ich besitze. Wie wichtig ich offenbar vielen Menschen bin. Das habe ich vorher nicht gewusst. Und es hat mich beflügelt, mir eine wahnsinnige Kraft gegeben. Ich habe einmal dieses Bild dafür gefunden: Ich laufe einen Marathon, querfeldein. Es ist eine furchtbare Strapaze. Doch es stehen überall Menschen an der Strecke, die mich anfeuern, mir Wasser reichen oder ein kaltes Tuch, die mir über Hindernisse hinweghelfen und mich aufrichten, wenn ich falle. Und die im Ziel mit offenen Armen auf mich warten.
Das Wasser, das Tuch, die haltende Hand – die habe ich ganz konkret im Alltag bekommen: Menschen haben sich um unsere Tochter gekümmert (vor allem in den Tagen nach einer Chemo-Ladung), haben für meine Familie gekocht und mir wunderbare Bücher geschenkt, haben mir Gesellschaft geleistet und mich zur Chemo gefahren, wenn mein Mann verhindert war. Noch viel wichtiger war allerdings die „ideelle“ Unterstützung – in meinem privaten Blog.
Der Blog, mein Lebensretter
Das war die Idee des Jahrhunderts. Ich glaube, mein Mann hatte sie. Denn ich war überwältigt von der Anteilnahme in meinem Umfeld, fühlte mich aber völlig überfordert, auf all die vielen Anrufe, Briefe und E-Mails zu reagieren – zumal ich ja ständig das Gleiche erzählen musste. Es ist einfach, sich bei Google einen Blog einzurichten; ich habe allen Interessierten eine Einladung geschickt, und los ging’s.
Der Blog war mein wichtigster Lebensretter. Er war – und ist – meine Klagemauer, der Ort, an dem ich meine Erlebnisse erzähle und meine Erfahrungen teile. Es ist vor allem der Ort, an dem ich das, was ich erlebe, reflektiere – und mich weiterentwickle. Denn das ist es doch, wofür wir auf der Welt sind – uns weiterzuentwickeln. Und da ist der Krebs ein irrer Katalysator.
Das Tollste dabei sind die Posts meiner Freunde. Sie gehen den oftmals dornigen Weg mit mir, bangen mit mir, machen mir vor allem immer wieder – sehr überzeugend! – Mut. Sie freuen sich über gute Blutwerte, zittern mit mir vor den Kontrollen, denken mit mir nach, lassen mich teilhaben an ihren eigenen Erfahrungen. Halten es aus, wenn ich verzweifelt bin – ich kann darauf bauen, dass spätestens eine Stunde nach einem solchen SOS-Post eine, wenn nicht mehrere, Reaktionen kommen. Was für wunderbare Worte und Bilder meine Freunde immer finden.
Dafür bin ich unendlich dankbar. Und der Witz ist: Sie sind es auch. Denn auch sie lernen aus meinem Schicksal, haben sich viele meiner existenziellen Fragen an mich und das Leben schließlich selbst gestellt. Und womöglich sogar etwas an ihrer eigenen Einstellung oder in ihrem Leben verändert. Soviel ich hier genommen habe – ich durfte auch geben. Wie schön.
Das ist meine Geschichte. Ihre ist natürlich eine andere. Vielleicht gehören Sie zu den Menschen, die Schwierigkeiten am liebsten alleine durchstehen. Oder die möglichst wenige Menschen einweihen, um „draußen“ ein weitgehend normales Leben zu leben. Ich war immer sehr offen, auch meinem Arbeitgeber gegenüber, und es war durchweg gut so – für mich. Denn nur, wenn andere wissen, was wir brauchen, können sie reagieren – und uns etwas Gutes tun.
Die Psycho-Onkologie
Eins ist klar: Ist der Körper an Krebs erkrankt, bricht unsere kleine Welt zusammen, brauchen wir Unterstützung für unsere Psyche. Es gibt kaum ein Krebszentrum, das nicht auf Krebspatienten spezialisierte Psychotherapeuten, so genannte Psycho-Onkologen, beschäftigt. Es gibt auch niedergelassene Therapeuten, die schwerpunktmäßig mit Krebspatienten arbeiten. Der Krebsinformationsdienst (www.krebsinformationsdienst.de) bietet eine Suche nach wohnortnahen Therapeuten an, auch für Angehörige.
Das Simonton-Training
Eine besondere Form der Psycho-Onkologie ist das Simonton-Training. Die Kasseler Habichtswaldklinik für Psychosomatik, Onkologie und Innere Medizin fasst auf ihrer Website die Therapie des bereits erwähnten Radiologen Carl Simonton hervorragend zusammen:
„Dr. Carl Simonton war Facharzt für Strahlenheilkunde und Onkologie. Er leitete in Kalifornien ein Tumorzentrum und gilt als einer der Pioniere der Psychoonkologie. Er entwickelte für seine Tumorpatienten ein Entspannungsverfahren in Kombination mit Imaginationsübungen.
Die Geschichte der Gesundheitspraktiken lehrt uns, dass die Einbildungskraft (‚Dein Glaube hat Dir geholfen‘) schon immer eine wesentliche Rolle im Heilungsprozess gespielt hat, ungeachtet des kulturellen Hintergrundes. Heute weiß man um die komplexen Verbindungen zwischen Gehirn, Verhalten, psychologischen Faktoren und Immunsystem. So wurde nachgewiesen, dass das Immunsystem direkt der Kontrolle des Zentralen Nervensystems unterliegt, und zwar insbesondere jenen Bereichen des Gehirns, die mit der Übertragung des inneren Bildes auf den Körper in Zusammenhang gebracht werden.
Es ist möglich, über die Beruhigung des Nervensystems (körperliche Entspannung) und das Erzeugen von (symbolhaften) inneren Bildern und Szenen mittels unserer Vorstellungskraft einen Einfluss auf Schmerzen zu nehmen, zur Ruhe zu finden, positive Emotionen zu erleben. Hierdurch können Ressourcen, über die jeder Mensch verfügt, aktiviert werden, Selbstheilungskräfte aktiviert werden.
Die Wirkung der Methode setzt voraus, dass ich Verantwortung für mich selbst übernehme, mir Zeit und Raum für meine innere Arbeit (mit dem „inneren Arzt“) gebe.
‚Wenn Sie sich besser fühlen wollen, müssen Sie gesünder denken!‘“
Dem kann ich nichts mehr hinzufügen. Wenn es Sie interessiert, lesen Sie eines seiner Bücher, zum Beispiel „Wieder gesund werden: Eine Anleitung zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte für Krebspatienten und ihre Angehörigen“.
Mein Urteil: Ich habe das Simonton-Training in Ansätzen mit der hervorragenden Frankfurter Psycho-Onkologin Susanne Ruppel (www.pfp-ruppel.de) ausprobiert – und nicht wirklich einen Draht dazu gefunden, mit Frau Ruppel anders gearbeitet. Die Simonton-Visualisierungen beinhalten einen Kampf zwischen unserm Immunsystem und den Tumorzellen – ich aber wollte keinen Krieg in meinem Körper. Ich habe mich mit anderen Visualisierungen wohler gefühlt – solche, die mir eine Reiki-Meisterin vermittelte. Ich weiß aber auch von anderen Patienten, die begeistert vom Simonton-Training sind. Wiederum: Schauen Sie es sich selbst vorurteilsfrei an – vielleicht ist das die Therapie, die zu Ihnen passt.
Ich werde das Thema Psycho-Onkologie nicht weiter vertiefen. Ich habe zwei „klassische“ Psycho-Onkologen kennengelernt, das war in Ordnung, hat mir persönlich aber nicht viel gegeben. Ich habe vielmehr nach Menschen und Philosophien gesucht, die mir vor allem Zuversicht schenken würden. Die mir helfen würden, seelische Knoten zu lösen. Die mir sagen: „Alles ist möglich“ – ich kann gemäß Prognose in wenigen Jahren sterben, ich kann morgen von einem Stein erschlagen werden, und ich kann uralt werden. Wer will das wissen?
Ich habe mich daraufhin auf einen Weg gemacht, der mich zu geistigen Heilern und Schamanen, in die Welt fernöstlicher Mystik wie in die der Quantenphysik geführt hat. Nein, ich fand nicht alles toll, manches war damals für mich gut und heute nicht mehr, manches hat mich wirklich weitergebracht im Leben. In jedem Fall war und ist das unglaublich spannend. Der Auslöser für diese fantastische Reise, die in keinem Urlaubskatalog zu finden ist? Der Krebs. Und dafür bin ich ihm dankbar.
Die Macht der Gedanken
„Allein Gedankenkraft kann den Bizeps deutlich stärken, haben Forscher in neuen Versuchen nachgewiesen. Das mentale Training könnte Kranken beim Aufbau ihrer Muskulatur helfen.“
Das ist in „Spiegel online“ vom 22.11.2001 nachzulesen. „Vom Sofa aus trainieren“ heißt ein Artikel zum gleichen Thema in „www.dasgehirn.info“.
Die Placebo-Forschung. Sie kennen das berühmte Experiment des US-amerikanischen Chirurgen Bruce Moseley? Der bei einer Patientengruppe das Kniegelenk operierte und bei einer anderen – unter täuschend echten Bedingungen, Narkose und kleiner Schnitt inklusive – nur vorgab, operiert zu haben, und beide Gruppen mit dem Behandlungserfolg gleich zufrieden waren?
(Nachzulesen unter anderem in der Pharmazeutischen Zeitung, Ausgabe 28/2010.)
Alles hängt mit allem zusammen
Irgendwie scheinen also unsere Gedanken die materielle Welt um uns herum zu beeinflussen. Die moderne Quantenphysik hat schließlich bewiesen, dass der Beobachter das Beobachtete verändert:
„Zunächst: Alles, was sich auf der subatomaren Ebene ereignet, geschieht durch den Einfluss von Bewusstsein und Gedanke. Die Quintessenz lautet: Der Beobachter formt das Beobachtete. Carl Friedrich von Weizsäcker und andere Quantenphilosophen stellten fest, dass echtes Wissen immer subjektives Wissen ist, das Wissen des Beobachters, und dass es keine objektive Wirklichkeit gibt. Die Experimente der Quantenphysiker haben bewiesen, dass allein schon die Fragestellung bei einem Experiment das Geschehen beeinflusst.“
Das erläutert der saarländische Biophysiker Ulrich Warnke in einem Interview mit www.der-wissens-verlag.de vom 5. September 2014.
Und die Vertreter des einige Jahrhunderte vor Christus begründeten Daoismus (oder auch Taoismus) formulierten:
„Beobachtung – wir können auch Aufmerksamkeit oder Achtsamkeit dazu sagen – ist ein wesentlicher Bestandteil der taoistischen Lebenskunst. Im Grunde ist die Wechselwirkung zwischen unserem Bewusstsein und der uns umgebenden Materie so beschaffen, dass wir nichts beobachten können, ohne dass es sich verändert.“ (Theo Fischer: Tao heißt leben, was andere träumen, Hamburg 2010, S. 12)
Im Grunde geht die gesamte fernöstliche Mystik, darunter auch der Buddhismus, davon aus, dass alles mit allem zusammenhängt. Geist und Materie sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Sagen auch Schamanen jedweder Couleur. Der Geist kann die Materie beeinflussen – und damit also auch einen Krankheits- oder Gesundungsverlauf (Buchtipp: „Denken wie ein Buddha: Gelassenheit und innere Stärke durch Achtsamkeit – Wie wir unser Gehirn positiv verändern“, von Rick Hanson und Knut Krüger).
Zwischen Himmel und Erde
Alles nur naives Gerede? Ich glaube nicht. Nobelpreisträger wie Werner Heisenberg oder Niels Bohr, Sportwissenschaftler, Daoisten – alle sagen das Gleiche. Die Kritiker halten kräftig dagegen, erschüttert doch diese Denkweise unser materialistisches Weltbild. Isaac Newton hat mit seinen Gedanken eine unglaubliche technische Revolution ermöglicht. Das ist gut. Nicht gut ist, dass sich mit dieser Entwicklung Strukturen entwickelt haben, die von Macht, Streben nach Einflussnahme, Eitelkeit und Geld, Geld, Geld gehalten werden. Es zählt nur, was man hat (und nicht, was man ist). Kraft seiner Gedanken sein Leben glücklicher und gesünder zu machen – damit lässt sich kaum Geld verdienen. Also: uninteressant.
Mir ist das egal. Ich habe inzwischen selbst viele kluge Menschen kennengelernt, die „ganzheitlich“ denken – und auch so leben. Man könnte sie auch „spirituell“ nennen. An dieser Stelle bemühe ich mal wieder Wikipedia:
„Spiritualität (von lat. spiritus ,Geist, Hauch‘ bzw. spiro ,ich atme‘ – wie altgr. ψύχω bzw. ψυχή, siehe Psyche) bedeutet im weitesten Sinne Geistigkeit und kann eine auf Geistiges aller Art oder im engeren Sinn auf Geistliches in spezifisch religiösem Sinn ausgerichtete Haltung meinen. Spiritualität im religiösen Sinn steht dann auch immer für die Vorstellung einer geistigen Verbindung zum Transzendenten, dem Jenseits oder der Unendlichkeit.“
Halten wir fest: Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, zu denen wir nur schwer einen Zugang finden. Über tausende Jahre haben ihn viele Menschen gesucht und manchmal gefunden. Auch heute kenne ich welche. Ihr Leben ist nicht unbedingt einfacher, aber, so ist mein Eindruck, erfüllter. Manche geben ihr Wissen weiter, arbeiten als Heiler, Schamanen oder spirituelle Lehrer. Bei denen, die es wirklich ernst meinen, geht es aber nicht darum, „Jünger“ zu haben, berühmt zu werden und abzuzocken. Wenn sie besondere Fähigkeiten besitzen, setzen sie sie zum Wohle anderer ein, wenn sie besondere Einsichten besitzen, geben sie sie gerne weiter – um anderen zu helfen, ihren eigenen spirituellen Weg zu finden. Manchmal lassen sie sich das bezahlen – und ich finde das in Ordnung. Auch spirituelle Menschen müssen Miete zahlen.
Kritische Distanz wahren!
Dennoch ist hier Vorsicht und kritische Distanz geboten. Wie in jedem Berufsfeld sind auch hier geldgierige Scharlatane unterwegs. Wie man sich davor schützt? Wieder gilt: aufs Bauchgefühl hören. Schauen, dass die Kosten im Rahmen bleiben (üblich sind, je nach Ausbildung, zwischen 50 und 100 Euro pro Stunde). Vieles kostet weniger oder gar nichts. Und: Werden Sie misstrauisch, wenn ein „Geistheiler“ versucht, Sie von der von Ihnen gewählten schulmedizinischen Behandlung abzubringen. Das soll und darf niemand tun. Es gibt sogar einen „Dachverband geistiges Heilen“ (in Deutschland gibt’s wirklich Verbände für alles), der entsprechende Vorgaben macht (www.dgh-ev.de).
Nun folgt eine etwas wilde Zusammenstellung von Methoden des „geistigen Heilens“. Es sind eben die „Methoden“, die ich ausprobiert habe, und zu denen ich etwas sagen kann.
Meditation
„Ob Meditation wirkt? Viele Experten sind da skeptisch. Forscher haben jedoch mithilfe von Hirn-Scans herausgefunden, dass Meditation sogar bestimmte Bereiche im Gehirn wachsen lässt“, schreibt die Tageszeitung „Die Welt“ am 27. Dezember 2013. Da haben wir’s wieder, den Zusammenhang zwischen Geist und Materie – gerade in jüngster Zeit gibt es zahlreiche wissenschaftliche Studien dazu, gut zusammengefasst unter dem Titel „Wie Meditation Gehirn und Geist verändert“ in oben genannter Ausgabe der „Welt“ (im Internet nachzulesen).
Bei der Meditation, die ihren Ursprung in der fernöstlichen Mystik hat und im Christentum am ehesten mit Gebetspraktiken zu vergleichen ist, geht es darum, die Gedanken zu beruhigen, still und mit sich eins zu werden, also Körper, Geist und Seele, die im Alltag allzu leicht auseinanderfallen, wieder zusammenzuführen. Die Ärztin und Vorsitzende der Deutschen Krebsgesellschaft Dr. med. Jutta Hübner, die viel über Komplementärmedizin bei Krebs publiziert hat (zum Beispiel das Buch „Komplementäre Onkologie“), sagte mir, als sie noch Leiterin der Palliativabteilung der Uniklinik Frankfurt war: „Meditation katapultiert das Immunsystem nach oben.“ Stress schwächt es erwiesenermaßen; will ich es stärken, reduziere ich meinen Stress. Meditation ist, neben vielen anderen, eine Möglichkeit dazu.
Es gibt natürlich auch hierzu viel Literatur, ich habe unter dem blumigen Titel „Kernspin im Nirwana“ einen ganz interessanten Artikel in der Wochenzeitung „Die Zeit“ vom 02.02.2008 gefunden (finden Sie über Google im Web).
Sie halten Meditation für etwas Abseitiges, was nichts mit unserer westlichen Kultur zu tun hat? Der emeritierte amerikanische Professor John Kabat-Zinn hat die Meditation ihres weltanschaulichen Mantels entledigt und mit seinem achtwöchigen Programm „Mindfulness-Based Stress Reduction“ (MBSR) eine gute Methode entwickelt, um besser mit Stress, Angst und Krankheiten umzugehen.
Mein Urteil: Ich habe noch nie einen Meditations- oder MBSR-Kurs besucht. Im Schneidersitz auf dem Boden (oder bequem aufrecht auf einem Stuhl) sitzen, die Augen schließen und atmen, um ruhiger zu werden oder mit Visualisierungen zu arbeiten, das mache ich ab und an, es tut mir gut. Es gibt viele praktische Anleitungen in Buchform, unter anderem von John Kabat-Zinn. Hilfreich sind auch Meditations-CDs mit Anleitungen bzw. Klängen, die nachweislich unsere Gehirnwellen beruhigen, zum Beispiel solche des indischen Ayurveda-Arztes Balaji Tambe. Die Meditationsform meiner Wahl ist Qigong, eine jahrtausendealte chinesische Bewegungsmeditation. Dazu mehr im folgenden Kapitel.
Schamanismus
„Das Wort ‚Schamane‘ kommt ursprünglich aus der Sprache der Ewenken in Sibirien, aber Schamanen gibt es heute in vielen Kulturen auf allen Erdteilen – auch in großen westlichen Städten wie London, Boston und Berlin. Schamanen glauben, dass wir von Geistern umgeben sind, die uns beeinflussen und unser Schicksal lenken. Schamanen zeichnen sich dadurch aus, dass sie Kontakt zu diesen Geistern herstellen können. Innerhalb ihrer Gesellschaften nehmen sie oft eine herausragende Stellung ein. Mal sind sie Ärzte, mal Priester, Mystiker, Psychologen, Dorfälteste, Orakel oder Poeten.(…) Notwendige Voraussetzung, um in Kontakt mit den Geistern zu treten, ist ein Zustand der Trance, der Ekstase. Dieser Zustand der ‚Seelenreise‘ kann auf unterschiedlichen Wegen erreicht werden, durch Trommeln, Singen, Tanzen, Meditation oder Drogen.
(National Geographic, Heft 2 / 2013, S. 98-119)
Im Jahr 1980 wurde der Schamanismus von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anerkannt. Mein Arzt für Chinesische Medizin, Dr. med. Michael Hammes, sagt, Schamanismus sei die Grundlage jedweder Medizin. Ich denke, ich bin mir mit Ihnen, liebe Leser, darüber im Klaren, dass man darüber mehrere Doktorarbeiten schreiben könnte. Ich schreibe mal nur über meine Erfahrung …
Seit meinem Rezidiv habe ich einen kassenärztlich zugelassenen Psychotherapeuten im Saarland, wo ich inzwischen lebe, der – außerhalb der Praxis – im so genannten „Elementarkreis“ (es gibt im Saarland auch eine Gruppe in Homburg) die schamanischen Methoden der Lakota-Indianer anwendet:
„Integrierter Schamanismus der Gegenwart ist das Erinnern und Einüben von Einfachheit. Es ist die Schulung des Bewusstseins, wieder wesentlich zu werden. Es ist ein mentales Abenteuer, das einen Zugang hinter die Kulissen der Welt der Erscheinungen ermöglicht.“ So definiert diese Gruppierung den Schamanismus (www.elementarkreise.de).
Heilung wird hier allumfassend gesehen. Es geht um die Heilung der Friktion zwischen Geist und Materie, Leben und Tod. Es geht um die Heilung der Natur und sicherlich auch die Heilung von Krankheiten. Als ich das erste Mal auf Einladung des Therapeuten zu solch einem Treffen ging, fragte ich mich skeptisch, was da wohl für Leute sein würden … und war fast überrascht, wie „normal“ hier alle waren: Polizisten, Lehrer, Künstler, Handwerker; jung und alt, Männlein wie Weiblein, Kranke und Gesunde (soweit man das so klar trennen kann). Super nette, einfühlsame, reflektierte Menschen, die sich regelmäßig treffen, um unter Trommeln auf Seelenreise zu gehen und in der Schwitzhütte „auf den Punkt gebracht zu werden“, wie es kürzlich eine Teilnehmerin formulierte. Mich selbst beeindrucken diese Rituale – und sie funktionieren. Ich komme auf Gedanken und sehe Bilder, die mir helfen, mit meiner Krankheit, aber ganz einfach mit mir selbst weiterzukommen, Dinge zu verstehen, Zugang zu meinem Innersten zu finden, mich mit Situationen und Menschen zu versöhnen.
Mein Urteil: Ich habe einmal eine Ärztin mit den Worten zitiert: „Frau Kübler, die Heilung beginnt im Kopf.“ Ein anderer Arzt ging einen Schritt weiter, indem er sagte: „Heilung geschieht im Herzen.“ Dazu muss man den Kopf schlicht einmal ausschalten. Und dabei helfen mir solche schamanischen Rituale. Ich könnte noch viele, viele Seiten dazu schreiben, muss aber zugeben, dass das doch sehr persönliche Erfahrungen sind, die ich im Elementarkreis mache. Und die behalte ich lieber für mich. Nur soviel: Sie sind durchweg hilfreich und gut.
Ich habe aber noch eine weitere schamanische Erfahrung gemacht. Lumira Weidner heißt die in Kasachstan geborene Schamanin, die heute mit Mann und Kindern in Bayern lebt und früher als Krankenschwester auf einer Krebsstation gearbeitet hat. Ich habe sie kurz vor meiner Zweitdiagnose ausgerechnet in meinem Ayurveda-Kurzentrum in Pfedelbach kennengelernt – und fand sie ziemlich … wie soll ich sagen … drastisch. Radikal. So, dass ich ein bisschen abgeschreckt war. Wieder zuhause, stolperte ich über ein Programmheft des „Frankfurter Rings“ (www.frankfurter-ring.de), der Vorträge und Seminare für Körper, Geist und Seele anbietet, mit Lumira auf dem Titel. Weil ich seit längerem nicht mehr an Zufälle glaube, habe ich sie angeschrieben, eine prompte – hilfreiche – Antwort erhalten und bald darauf eines ihrer Seminare besucht.
Mein Urteil: Ich war skeptisch und nahm mir vor, sofort abzureisen, wenn mir Lumira, Teilnehmer oder Seminarinhalte „spanisch“ vorkämen. Aber nein, ich bin bis zum Schluss geblieben. Lumira hat sehr viel zum Thema Heilung referiert und viele, wirklich viele Meditationen angeleitet. Selten habe ich ein inhaltlich derart dichtes, ermutigendes Seminar erlebt. Ich kann nicht alles unterschreiben, was sie sagt (zum Beispiel ihre extrem Chemo-kritische Haltung), aber vieles. Die 25 Teilnehmer, überwiegend Frauen zwischen 35 und 65 Jahren, waren allesamt patent – Geschäftsleute, Hausfrauen und Mütter, Beamte, Verwaltungsangestellte … Das Beeindruckendste: „Ihr werdet stinken, wenn Ihr nachhause kommt“, lachte Lumira zum Schluss. „Ihr habt Euch hier seelisch entgiftet, und das werdet ihr an Eurem Schweiß merken.“ Ja, ja, dachte ich, vergaß es und machte mich auf den Heimweg. Kaum auf der Autobahn, rümpfte ich die Nase – ich roch wirklich derart verschwitzt, dass mein erster Weg in meiner Zwischenstation bei Freunden ins Bad führte, wo ich mich frisch machte und sogar umzog. Noch heute wende ich einige von Lumiras Meditationen an – und sie tun mir gut. Infos: www.lumira.de.
Reiki
„Reiki (gesprochen Reeki) ist eine Methode zur Energieübertragung durch das Handauflegen. Reiki zählt zu den alternativen Heilmethoden und gehört hier zu den Energietherapien – im Gegensatz zu Körper- oder Psychotherapien.
Reiki wurde um 1922 von dem Japaner Dr. Mikao Usui entwickelt.“
Das schreibt „meine“ Reiki-Meisterin Katharina Mensah (www.reikikurs.de). Reiki war während der „heißen“ Behandlungsphase gut für mich, ich habe das Handauflegen genossen und mit den von ihr vorgeschlagenen Visualisierungen das letzte Drittel der Chemo und die Bestrahlung wunderbar meistern können. Ich habe mich übrigens mit einer Krankenschwester an meinem Brustzentrum intensiv darüber ausgetauscht …
Mein Urteil: Wie ich bereits an anderer Stelle schrieb: Alles hat seine Zeit. Reiki hatte bei mir definitiv seine Zeit, doch die ist vorbei. Wenn ich aber das „Hand auflegen“ weiter fasse, etwa unter der Überschrift „Manuelle Therapie“, dann interessiert mich das nach wie vor, etwa bei der Osteopathie. Aber Sie wissen ja, das ist nur mein persönliches Urteil …
Eine „geistig heilende“ Ärztin
Die Adresse von Dr. med. Fela-Maria Winkler in Frankfurt-Eschersheim (www.geistige-heilung-ffm.de) habe ich einem der Bücher von Joachim Faulstich entnommen. Und ich kann Ihnen auch nicht erklären, was genau sie bei den Sitzungen mit mir angestellt hat. Beeindruckt hat mich damals allerdings, dass sie ihre gutgehende Hausarztpraxis in Eschborn aufgegeben hat, um sich ausschließlich geistiger Heilarbeit zu widmen – „Damit habe ich einfach die besten Erfolge“, sagte sie mir damals.
Mein Urteil: Eine interessante Frau, die Sitzungen irgendwie „geheimnisvoll“ – wie Reiki hatte das seine Zeit für mich. Ist überdurchschnittlich teuer, weil sie Ärztin ist, aber immer noch gut bezahlbar. Mehr kann ich dazu nicht sagen.
Singen
Ja, Sie haben richtig gelesen. Singen sei so gesund wie Meditation und leichter Sport, sagt der Musikpsychologe Dr. Gunter Kreutz vom Institut für Musikpädagogik an der Uni Frankfurt. Aktives Singen fördere im Speichel die Produktion des Stoffes Immuglobolin, der das Immunsystem stärke. Außerdem las ich an anderer Stelle, Singen kurbele das Lymphsystem an. Und die Zeitschrift „Brigitte“ schreibt unter dem Titel „Singen macht glücklich“:
„Der deutsche Musikpsychologe Dr. Karl Adamek geht noch weiter. Er sagte in einem Interview, dass Singen glücklich mache, denn es kurbele die Produktion von Glückshormonen wie Serotonin an, das gegen Depression und Angst helfe. Beta-Endorphin erzeuge Glücksgefühle und Noradrenalin erhöhe die Lebensmotivation. Gleichzeitig würden sich beim Singen jene Hormone zurückbilden, die uns aggressiv und stressanfällig machen: Testosteron, Adrenalin und Kortisol. Dazu genügen übrigens ein paar Liedstrophen. Wer singt, ist gesünder, lebensfroher, zuversichtlicher und tatkräftiger, das hat Adamek bei mehr als 500 Probanden empirisch nachweisen können. Und das gilt auch für Laiensänger.“
Nun sagen Sie selbst: Gibt es jetzt noch einen Grund, NICHT zu singen? Ich singe seit einigen Jahren in einem wunderbaren Chor und kann zumindest die Glücksgefühle bestätigen – beim Singen und in der Kneipe danach …
Soweit meine Erfahrungen in Sachen Behandlung von Geist und Seele (was sich, wie wir ja gelernt haben, immer auch auf den Körper auswirkt). Im zweiten Kapitel habe ich einige Bücher aufgeführt, die auch hierher passen – Titel von Deepak Chopra, Bruce Lipton, Clemens Kuby oder Fritjof Capra, blättern Sie doch einfach mal zurück.
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