Der beherzte Patient

Vom gesunden Umgang mit Krankheit

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Vom Ausschließen, Reinbitten und Rauslassen

(Blog) „Krebs: Warum wir ihn nicht besiegen sollten“ lautet die provokative Überschrift eines sehr interessanten Artikels aus der Zeitschrift GEO vom November 2016. Ein Freund hatte ihn mir kürzlich zugeschickt; leider ist er nicht öffentlich zugänglich. Deshalb möchte ich die erstaunlichen Erkenntnisse heute thematisieren – und einen Blick darauf werfen, was sie mit ungebetenen Gästen und einem Ex-Ehemann zu tun haben.

„Statt Heilung sollten wir uns zum Ziel setzen, den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen“, sagt der Biologe Carlo Maley. „Patienten könnten mit Krebs leben, statt an ihm zu sterben!“

Na prima. Schluss mit der Hoffnung, den Krebs tatsächlich loswerden zu können? Aus der Sicht von Biologen scheint das so zu sein. Und ihre Begründung ist tatsächlich ziemlich logisch: „Nach einer Chemo bleiben im Körper jene Krebszellen zurück, denen das Medikament nichts anhaben konnte“, so Maley. „Diese lesen wir mit der Therapie regelrecht aus. Das ist Wahnsinn. Bei einem Rückfall besteht der Tumor dann nur noch aus diesen resistenten Zellen.“ Und deshalb ist der Krebs, kehrt er einmal wieder, häufig so schlecht zu behandeln.

Krebs als evolutionäres System

Dass die Zellen nach einer harten Behandlung resistent werden, liegt in der klassischen Evolutionstheorie begründet. Die Biologen sehen Krebs als ein sich entwickelndes System. Hier überleben die Zellen, die sich am besten anpassen. Je stärker der Auslesedruck (die harte Chemo oder die starke Bestrahlung), desto besser funktioniert der Prozess – und desto widerstandsfähiger die verbleibenden Zellen.

Die Strategie der Biologen: Strahlen- und Chemotherapie eher gering dosieren, so, dass der Ausbreitung der Krebszellen Einhalt geboten wird. Eng kontrollieren und nur behandeln, wenn es wieder notwendig wird. „Adaptive Therapie“ heißt das dann.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht – aber ich würde den Krebs am liebsten in die Flucht schlagen. Und es gibt ja nun viele Menschen, bei denen das zu gelingen scheint, die auch Jahrzehnte nach Ausbruch der Erkrankung krebsfrei sind. Krebsforscherin Athena Aktipis bringt es auf den Punkt, wenn sie die ablehnende Haltung von Ärzten und Medizinern betrachtet: „Dahinter steckt ein psychologisches Problem. Reflexhaft begreifen wir Krebs als Feind. Wir wollen ihn wieder loswerden. Mit allen Mitteln. Dass viel aber nicht unbedingt viel hilft, sehen wir nicht sofort ein.“ Stimmt.

Einfach mal die Tür öffnen?

Und doch. Hier verbinden sich so einige Fäden, die mir seit einer Weile vor den Augen herumbaumeln. Der eine Faden hat mit einem Video von Erfolgscoach Veit Lindau zu tun. Der ließ sich drinnen vor seiner Haustür sitzend filmen und machte deutlich, wie anstrengend es ist, die Tür zuzuhalten, wenn jemand hineinkommen möchte – auch ein ungebetener Gast. Dass es energiesparender und vor allem nützlicher ist, ihn hineinzulassen und sich mit ihm auseinanderzusetzen. Vielleicht kann man ihn dann wieder wegschicken, oder man findet heraus, dass der Gast gar nicht so unrecht ist und bietet ihm – vorübergehend oder dauerhaft – ein Zimmer an. Möglicherweise kann man sogar etwas von ihm lernen. Aber das weiß man ja nicht, wenn man ständig nur verzweifelt die Tür zuhält …

Ein zweiter Faden wurde bei einem Abendseminar gesponnen, den meine schamanischen Freunde abhielten. Da erzählte eine alleinerziehende berufstätige Mutter von ihrem Ex-Mann, und wie sehr es sie nervt, dass er immer wieder (auf nicht gerade angenehme Weise) in ihr Leben dringt. „Ich möchte ihn einfach nicht mehr in meinem Leben haben“, sagte sie verzweifelt, und fragte sich, was noch zu tun sei, damit das geschehen könnte.

Der dritte Faden ist mein eigener. Wenn es um meinen tiefsten Wunsch geht, wie er unter anderem bei schamanischen Ritualen eine wichtige Rolle spielt, ringe ich immer wieder um Formulierungen. Soll ich mir wünschen, endlich ganz gesund (also ohne Krebs) zu sein, oder dass ich noch ein langes, erfülltes, glückliches Leben führe (mit oder ohne Krebs)? Was, wenn der Krebs gar nicht mein Feind, sondern mein Freund ist, der mich den Reichtum des Lebens lehrt und die Achtsamkeit, ihn wahrzunehmen?

Hereinbitten – und gehen lassen

Verknüpfe ich diese drei Fäden, so lautete die Schlussfolgerung doch eigentlich: Lasse es zu! Nimm es wirklich an! Lasse den Fremden eintreten, den Ex-Mann auftauchen, den Krebs in Deinem Körper sein. Ich fand so schön, was mein Mann zu dem Problem der schamanischen Freundin sagte, indem er sich in sie hineinversetzte: „Mein Ex-Mann kommt, mein Ex-Mann geht, aber es stört mich nicht.“

Natürlich heißt das nicht, dass ich dabei keine Grenzen ziehe. Meinen Körper, meinen Lebensbereich, meine Haltung, meine Seele schütze und notfalls verteidige. Vielleicht möchte ich das Problem nicht besiegen, aber geschlagen geben möchte ich mich auch nicht. Nur dieses anstrengende Türzuhalten, das verzweifelte Wegschieben, das scheint wirklich nicht der Bringer zu sein. Bei Krebszellen nicht und bei anderen Problemen im Leben auch nicht. Die werden dann bloß resistenter und immer schwerer zu „behandeln“.

Krankheit, Probleme, Ex-Männer, wie auch immer geartete Lebenssituationen: akzeptieren, annehmen – damit wir erst einmal damit leben können. Dann schauen wir mal, fragen zunächst: Wozu ist das gut? Was soll ich lernen? Vielleicht können wir dann die Situation zum Guten verändern. Vielleicht muss erst einmal die Zeit dafür reif sein. Nichts überstürzen, nicht in hektischen Aktionismus verfallen. Wie sagte einer meiner Lehrer: „Tu nicht zuviel, sonst kann das Wunder nicht geschehen.“ Krebszellen, Ex-Männer: Vielleicht gehen sie irgendwann tatsächlich von selbst.

3 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Bettina,
    Ich duze jetzt einfach und hoffe dir damit nicht zu nahe zutreten!
    Zunächst möchte ich dir danken für dein wundervolles Buch das ich gerade mit Freude lese! Und ich möchte die nie sehr schöne Geschichte erzählen wie ich zu deinem Buch und deinem Blog kam und wie wunderbar die Wlt der guten Gedanken und Verbindungen und Quanten und so weiter ist….

    Ich selbst habe die Diagnose Brustkrebs seit etwas mehr als 4 Wochen und nach dem allerersten Schock, habe ich für mich sofort formuliert: „Och bin nicht im Kampf!“ Das ist meine Herausforderung und meine Chance auch wenn ich mich das fast nicht getraut habe manchen Menschen gegenüber zu äußern, weil … du weißt schon…

    Und jetzt zu dem wie ich dich fand.

    Vor zwei Tagen habe ich mit einer engen Freundin meines Bruders telefoniert, die ebenfalls betroffen ist und wir sprachen über Vieles und sie erwähnte neben Qui Ging auch dein Buch … und dass es im Saarland, da du ja von hier seist bestimmt auch diese Kurse gäbe usw. Kurz ich habe mir das eBook sofort heruntergeladen und angefangen zu stöbern. Viel der Lietraturtipps oder Autoren wollte ich schon lange lesen oder lese schon einige Zeit in diesen Bereichen … Wernke und Co Dipak…etc.

    Las in deinem Blog den Artikel … erinnerte mich sehr an Eckart Tolle Autor einer meiner Bibeln JETZT … 🙂 und den Widerstand – das Loslasen oder wie auch immer es genannt werden will….

    Teilte deinen Artikel…. prompte Reaktion von Astrid Hilt … oh schön dass du den Blog von Bettina gefunden hast …. ?

    Wir machen ZORES etc. zusammen … wobei ich derzeit ausgeschwenkt bin für eine Weile….
    Sie hatte mir ganz kurz nach der Diagnose von einem Büchlein erzählt aber das hatte ich nicht gespeichert und sie sagte sie wollte es mir schon seit einiger Zeit schenken … aber hat es bisher im Trubel nicht geschafft …

    Und du erwähnst irgendwo Veit Lindau und just las ich den Namen – bekomme ich von meiner liebsten Freundin in Bayern eine Mail mit dem Hinweis auf eine wunderbare Mediation von ihm zu deinem innerensten Selbst…. die ichgerade gemacht habe ….

    So vernetzt ist die Welt …. so schön…!!!!!
    Es ist so gut im Fluss zu sein ….
    Wir sehen uns bestimmt bei eurem Seminar in Käshofen zu dem ich mich gleich anmelde…. 🙂

    Liebe Grüße vom Geisberg bei Saarbrücken

    Sabina

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  2. Liebe Bettina, wir haben uns am Donnerstag kurz bei Firthjof kennengelernt, ich war die Frau vor dir und meine Qigongfreundin hat dir ein Buch abgekauft, weil ich nach der Vorstellung deines Buches durch Eva gedacht hatte, das dein Buch ihr helfen könnte, sie hat zwar keinen Krebs aber eine fürchterliche Trennung hinter sich und du sollst wissen, sie hat mir noch in der gleichen Nacht geschrieben, wie gut ihr dein Buch tut. Ich werde es mir auch kaufen, vielleicht hilft es mir endlich mit Guo Lin Qigong in Bewegung zu kommen und es weiterzugeben,bis jetzt habe ich das nur für Freunde gemacht und für diese war es sehr gut. Ich hatte meiner Freundin geraten das Wort Krankheit durch Trennung zu ersetzen, es hat funktioniert. Dir alles, alles Liebe und einen segensreichen Lebensweg liebe Bettina, vielleicht sehen wir uns beim Klopfen oder Qigong for life wieder, bis dahin wünsche ich dir von Herzen ein Leben in Fülle.
    Claudia

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  3. Das ist fantastisch. Danke,nicht warum,sondern wozu. Es eröffnet den Sinn. Tu nicht Zuviel,dann können die Wunder nicht geschehen. Ja,Annahme,nicht kämpfen und das Positive darin sehen. Hilft mir sehr bei meiner Zahn und Kiefererkrankung,Wohnungskündigung meiner Nichte,Schuldenlast m. Schwester. Durch Gerichtsverfahren etc. Alles wird leichter,es ist wie es ist und gut so. Nochmal Danke liebe Grüße und gute Besserung. Karin

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